Bilder und Geschichten

Geschichte der Kirche und Pfarrei
St. Martin zu Thanndorf

Der bekannte verstorbene Schullehrer Franz Brandl schrieb 1987 über die Geschichte der Pfarrei Thanndorf in dem Buch „20 Jahre Sparkasse Thanndorf“. Dieser Artikel wurde größtenteils in diesem Dokument übernommen.

„Das vormalige Schloss war in der Nähe der Kirche gebaut, welche ohne Zweifel früher eine Schlosskapelle gewesen ist…

Die uralte Filialkirche Thanndorf, welche den hl. Bischof Martinus als Patron hat, feiert die Kirchweih am Sonntag vor Michaelis.“

So schreibt Bezirksarzt Dr. Wulzinger in seinem 1878 erschienenen Buch „Beschreibung des Bezirksamts Eggenfelden“ über das „Vormalige Schloss Thanndorf“.

Die Urkundenlage über den Bau bzw. die Entstehung unserer Dorfkirche ist schlecht: Jahrhundertelang gehörte Thanndorf als Filialkirche zur Pfarrei „St. Mariakirchen“ und wurde von dort aus durch Hilfsgeistliche „excurrendo“ betreut. Urkunden oder andere schriftliche Unterlagen befanden sich deshalb beim zuständigen Pfarrer in Mariakirchen. Als der Pfarrhof von Mariakirchen bis auf die Grundmauern niederbrannte, verbrannten auch die für uns so wertvollen und aufschlussreichen Aufzeichnungen. Wir müssen uns an die Zeugen der alten Zeit halten, z. B. an die vorhandene Bausubstanz, an alte Bilder, an zufällig entdeckte Aufzeichnungen in anderen Pfarreien, die irgendwie auf Thanndorf hinweisen.

Unsere Schüler haben im Heimatkundeunterricht stets erfahren, `dass der Altarraum unserer Kirche früher einmal eine Schlosskapelle gewesen sei und das Langschiff erst viel später dazu gebaut wurde. Der Kirchturm selber stehe erst seit etwa 1850.

Einen echten Beweis für diese Aussage gab es lange Zeit nicht. Im März 1971 ließ Pfarrer Josef Steinhofer von der Südwand der Kirche den Putz entfernen. Das alte Mauerwerk wurde sichtbar, und in der massiven Bruchsteinmauer waren Schießscharten und ein ca. 1,50 m hohes, spitzbogenförmiges Fluchttor deutlich zu erkennen. Nachdem aber Wehrkirchen in unserer Gegend nicht vorkommen, lässt diese Entdeckung nur den einen Schluss zu, dass die Südwand der Thanndorfer Kirche die Originalmauer einer alten Burg bzw. eines Schlosses ist.

Betrachtet man den Verlauf des von Haida her in Richtung Freibach gleichmäßig abfallenden Berges, dann sehen wir außerhalb der südlichen sowie der östlichen Friedhofsmauer, dass der Berghang plötzlich viel steiler wird: Entweder wurde hier Erdreich aufgeschüttet – oder abgegraben! Auf alle Fälle wurde bei der Errichtung der Burg das Gelände massiv verändert.

Im August 1979 wurde der Altarraum grundlegend renoviert. Es stand ja vorher schon fest, dass dieser Teil der Kirche der mit Abstand älteste Teil sein muss.

Pfarrer Walter Pera schreibt in seinem Büchlein „Kirchen im Umkreis von Arnstorf“ über unser Gotteshaus: „Die Pfarrkirche ist auf einen kleinen Hügel gelegen, der zum Friedhof gestaltet wurde. Stilistisch weist der Chor auf eine Erbauung im 14. Jahrhundert hin, das Langhaus schein jünger zu sein. Da schriftliche Aufzeichnungen nicht zur Verfügung stehen und Restaurierungen im 18. Und 19. Jahrhundert viel verändert haben, lässt sich nur schwer etwas genaueres sagen. Der eingezogene Chor besitzt nur ein Joch und einen Schluss in fünf Achteckseiten, es überwölbt ihn ein Kreuzrippengewölbe bzw. Kappen mit rippen. Die gefasten Rippen ruhen auf halb- und dreiviertelrunden Diensten, der Chorbogen ist spitz mit gefastem Gewände. Nur noch in dem zugemauerten Fenster ist die alte Form erkennbar, die anderen Fenster wurden verändert. Südlich vom Chor wurde eine kleine Sakristei angebaut. Vier Fensterachsen umfasst das Langhaus mit einer flachen Stichkappentonne des 18. Jahrhunderts und entsprechenden Spitzbogenfenstern. Der Westturm steht in der Mittelachse, sein Erdgeschoß dienst als Portalhalle, auf dem dreigeschossigen Aufbau mit Gurtgesimsen und kleinen Fensterscharten sitzt ein steiler neugotischer Achteckshelm. Eine kleine Glocke wurde 1737 von Joseph Sallöck aus Braunau gegossen. Eine ausgezeichnete spätgotische Schnitzarbeit um 1480 ist der hl. Sebastian, 1,15 m hoch. Als sein Gegenstück lächelt uns Maria mit dem Kind auf dem Arm entgegen. Obwohl sie Szepter und Krone trägt, ist es doch vor allem die schlichte Mütterlichkeit; es ist das Bild der liebenden Mutter, die uns still und verstehend in ihr Herz geschlossen hat. Die Nebenkirche Steinerskirchen (und Pfaffing) wurden bei der Säkularisation abgebrochen, aber allenthalben zeugen liebevoll betreute Wegkreuze von der Frömmigkeit des Volkes.“

 

Bild links: Zeichnung Pfarrer W. Pera: Hl. Sebastian

Das Langhaus der Kirche war immer wieder verändert worden, am stärksten wohl im vorigen Jahrhundert: 1870 wurde Thanndorf der neuerrichteten Expositur Mitterhausen zugeteilt und nun von dort aus kirchlich betreut. Ältere Thanndorfer wissen von ihren Großeltern zu berichten, dass diese eine Woche nach Mitterhausen und die nächste Woche nach Thanndorf in die Kirche gingen, so wie es auch bis vor wenigen Jahren zwischen Obergrafendorf und der Nebenkirche Münchsdorf gehandhabt wurde.

Die Kirche in Thanndorf aber entsprach damals in keiner Weise mehr den Anforderungen. Bauliche Mängel störten, vor allem war eine neue Innenausstattung dringend erforderlich! 1856 legten die Pfarrkirchener Maurermeister Chrysant Wieselhuber und Josef Maurer Kostenvoranschläge für Baureparaturen vor. 1869 reichte Georg Saliter für den Turm- und Sakristeibau Pläne und Kostenvoranschläge ein. Eine Kopie des Planes liegt im Staatsarchiv Landshut. Da heute kein Thanndorfer mehr weiß, wie der alte Turm ausgesehen hat, sei hier eine Ablichtung des Bauplanes beigefügt, die im Jahrgangsbuch „Heimat an Rott und Inn“ des Jahres 1976 veröffentlicht wurde. Der Bau wurde dann allerdings nach Plänen des kgl. Kreisbaumeisters Schmidtner ausgeführt.

Plan zum Bau eines neuen Kirchturms mit Sakristei für die Nebenkirche Thanndorf, angefertigt vom kgl. Kreisbaumeister Schmidtner. Links im Bild die Westansicht der Kirche vor dem Umbau.

 

Der „neue“ Hochaltar wurde 1876 vom Arnstorfer Schreinermeister J. A. Spöttl angefertigt, vom Simbacher Maler Franz Past bemalt und gemeinsam aufgestellt. 1893 lieferte Maler Waldmann (ebenfalls Simbacher) eine neue Mensa für den linken Seitenaltar, ein Jahr später restaurierte er Altäre, Kanzel und Kreuzwegtafeln. All dies Baumaßnahmen passierten in den Jahren zwischen 1870 und 1896, in jener Zeit also, in der Thanndorf von Mitterhausen aus religiös betreut wurde. Im vorigen Jahrhundert war der Mitterhausener Schullehrersohn Josef Rosenlehner Geistlicher geworden. Dank seiner Tüchtigkeit wurde er später sogar ins Passauer Domkapitel berufen.

Domkapitular Rosenlehner (er starb am 01.  Juli 1911) hat in seiner Jugend sicher oft in Mitterhausen und Thanndorf die Messe gelesen und somit den Wunsch der Gläubigen aus beiden Orten gekannt, endlich unabhängig und eine eigene Pfarrei zu werden!

Er wurde die Haupttriebfeder, der unermüdliche Befürworter, und im Jahre 1896 wurden Thanndorf und Mitterhausen gleichzeitig selbständige Pfarreien! In den Jahren 1894 und 1895 wurde der Thanndorfer Pfarrhof erbaut, und im August 1896 zog Pfarrer Franz X. Absmeier als erster Ortsgeistlicher ein. Er blieb allerdings nur bis zum November des gleichen Jahres. Im Februar 1897 wurde Pfarrer Lothar Wittmann zum Pfarrer von Thanndorf ernannt. Ihn hielt es immerhin bis zum März 1901 in Thanndorf. Der dritte Thanndorfer Pfarrherr wurde im Juni 1901 Franz Xaver Bärlehner, er blieb bis zum Juni des Jahres 1903 in seinem Amt. Pfarrer Josef Zels wurde im Juli 1903 nach Thanndorf gesandt und blieb acht Jahre lang hier. Er begann mit der Führung der Pfarrchronik, und von ihm wissen wir auch Namen und Daten seiner drei Vorgänger. Er schreibt, dass sein Vorgänger F.X. Bärlehner „im Jahre 1902 die sehr baufällige Kirche mit einem Kostenaufwand von 2300,- Mark restaurieren und mit schönen Gemälden schmücken ließ.

Es ist unvorstellbar, dass die erst vor wenigen Jahren mit hohem Kostenaufwand renovierte Kirche schon wieder als sehr baufällig bezeichnet wird. Ebenso gibt es nirgends einen Hinweis darauf, wohin die ganzen alten Bilder und Skulpturen aus der Thanndorfer Kirche vor 1870 verschwunden sind. Lediglich die Statue des hl. Sebastian geht annähernd auf die Entstehungszeit der Schlosskapelle im 14. oder 15. Jahrhundert zurück. Es waren aber sicher noch mehr Kunstwerke vorhanden! Am 4. März 1911 verließ Pfarrer Zels unseren Ort und wurde Pfarrer von Tettenweis. Wie einige Herren nach ihm verließ er Thanndorf ohne Verabschiedung. Kooperator Josef Mitterer wurde zum Übergang Pfarrprovisor.

Im Mai 1911 wurde Pfarrer Josef Bauer zum Ortsgeistlichen ernannt. Sein feierlicher Einzug war am 8. Juni. Wegen der gerade stattfindenden Heuernte beteiligten sich nur ganz wenige Erwachsene am Einzug, lediglich die Schulkinder und die dazugehörigen Lehrer waren anwesend. Am 11. April 1911 fand die letzte Schulprüfung für alle Kinder statt, d.h. dass der damalige Schulaufsichtsbeamte   – das war immer der Ortsgeistliche – in jede Klasse ging und sämtliche Kinder auf ihre Kenntnisse im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Religion überprüfte. Und wer da zu schlecht abschnitt, der blieb sitzen! Schulprüfungen gab es zwar auch weiterhin, sie wurden aber nun vom „Bezirksoberlehrer“ (heute heißt er Schulrat) durchgeführt. Geprüft wurde nun nur noch die siebte, die Abschlussklasse.

Pfarrer Bauer förderte das religiöse Vereinsleben ganz enorm: In seiner Ära gab es in Thanndorf eine

„Herz-Jesu-Bruderschaft“, eine „Männer- und Jünglings-Kongregation“ mit 80 Mitgliedern, und die „Jungfrauen-Kongregation“

Der 27. Juli 1916 ist für Pfarrer Bauer und die ganze Pfarrei ein Trauertag, es wurde nämlich zwei Glocken vom Turm geholt und zum Einschmelzen fortgebracht. Das Metall brauchte man zum Gießen von Kanonen!

Am 28. Dezember 1919 schreibt er in die Pfarrchronik: „Das Jahr 1919 ganz ruhig verlaufen, trotz Räterepublik in München. Bei Eisners Tod (ein Kommunistenführer, wurde von einem Studenten erschossen) die Glocken nicht geläutet trotz telefonischen Auftrags des Bezirksamtes am 3. März 1919“.

Am 5. November 1925 starb Pfarrer Josef Bauer. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Thanndorfer Friedhof. Bereits am 6. November wurde der in Malgersdorf diensttuende Kooperator Franz Xaver Pfluger als Provisor nach Thanndorf versetzt und am 22. Dezember zum Pfarrer ernannt. Wie alle Pfarrherren vor und auch nach ihm schien ihm die Kirche in einem „verwahrlosten Zustand“ zu sein. Die Paramente bezeichnete er als vernachlässigt, die Kirchenwäsche war erneuerungsbedürftig usw. Pfarrer Pfluger erneuerte, baute, reparierte, renovierte, restaurierte   – und trotzdem waren auch seine Nachfolger davon überzeugt, dass vor ihrer Zeit niemals auch nur ein Handstrich an Pfarrhof und Kirche getan worden sei. Im Februar 1937 verließ Pfarrer Pfluger nach zwölf Jahren Seelsorgetätigkeit über Nacht ohne Angaben von Gründen und ohne Verabschiedung die Pfarrei Thanndorf. Es wurde damals jedoch gemunkelt, der Streit zwischen ihm und einigen Bauern sei die Ursache seiner Flucht gewesen.

Bereits vier Wochen später wurde Pfarrer Sebastian Aumayer nach Thanndorf versetzt. Er blieb bis zum September 1940 im Ort. Pfarrer Aumayer hatte vor allem ein Auge auf die Schule, die Schulkinderund die jungen Burschen. Letzteren ließ er nur wenig durchgehen, manchmal sagte er ihnen schon sehr deutlich seine Meinung. Aber auch sein Schwester Lina, die als Pfarrköchin und Organistin fungierte, war bei der Bevölkerung nicht so angesehen wie sie es sich selber erwartet hätte. So kehrten auch sie beide wieder nach Arbing zurück, ebenfalls ohne offizielle Verabschiedung. Die Burschen in jener Zeit sollen angeblich gar nicht traurig darüber gewesen sein, und die Schulkinder hatten in der Schule weiterhin „high life“, denn ein Schulrat traute sich schon seit Jahren nicht mehr ins Dorf. Der Ruf Thanndorfs als Schule, als Gemeinde und als Pfarrei war im weiten Umkreis am untersten Ende der Beliebtheitsskala angelangt.

Im September 1940 aber begann in Thanndorf die Wende! Sie trat auf in Person des jungen Pfarrers Augustin Wenninger. Er war vorher vier Jahre Kaplan in Vilshofen gewesen und diente dann ein halbes Jahr freiwillig als Kriegspfarrer. Pfarrer Wenninger führte von Anfang an   – schon vor seiner Thanndorfer Zeit –   einen offenen Krieg gegen die Nazis. So erklärte er in Passau einen SA-Mann, dass der Krieg für Deutschland wegen des Stalin-Paktes verloren sei, auch wenn die Armee gerade Polen besiegt hätte. Pfarrer Wenninger wurde wegen seiner volks- und wehrkraftzersetzenden Äußerung vor das Kriegsgericht gestellt   – und freigesprochen! Allerdings wurde er „zur Strafe“ vom Staat nicht als Pfarrer anerkannt. Das aber war ihm völlig egal: Vom Ordinariat war er als Pfarrer ernannt, und nur das zählte für ihn! August Wenninger begann durch seine ausgezeichneten Predigten und durch seine klare, unbeugsame weltanschauliche Einstellung allmählich die Stimmung und die Leute im Dorf umzuwandeln. Er bettelte Lebensmittel zusammen und schickte den Soldaten zu Ostern und Weihnachten Pakete – sehr zum Ärger der Nazis! Sie verboten ihm das und verurteilten ihn zu einer Strafe von 500,– RM. Wenninger zahlte – und schickte weiterhin Pakete. Aus Wut über die ungerechtfertigte Strafe gab er in Zukunft bei keiner NS-Sammlung (z.B. Spinnstoffsammlung, Winterhilfswerk …) auch nur noch einen Pfennig her! Die Thanndorfer, die sich über die Geldstrafe ebenso geärgert hatten, folgten nun dem Beispiel des Pfarrers, mochte der Ortsgruppenleiter Zießler aus Münchsdorf noch so schimpfen und der Thanndorfer Bürgermeister noch so jammern. Pfarrer Wenninger trumpfte immer stärker auf. Er verbot den Nazis, bei kirchlichen Krieger- und Heldeneherungen mit der Hakenkreuzfahne teilzunehmen! Und die Nazis folgten und parierten   – wenn auch zähneknirschend. Selbst in der schlechten Zeit gelang es Pfarrer Wenninger, für die Kirche einzukaufen. Vom Krankenhaus Passau bekam er neue Kirchenwäsche, die meisten Messgewänder waren sein Eigentum; die Thanndorfer Kirchenwäsche nahm er nie her, denn sie war „voller Dämmflecken und außerdem von Mäusen zerfressen“. Endlich kehrte auch in der Schule wieder Disziplin ein, denn der Pfarrer hatte eine „fürchterliche Handschrift“. Von seinen Ohrfeigen erzählten die „Geschädigten“ voller Ehrfurcht. Im Jahr 1940 ließ er die Kirchenorgel reparieren, im Jahr darauf baute er einen Kirchenchor auf und ließ zwei Schülerinnen das Orgelspielen lernen. Voll Freude schreibt er, dass sich endlich auch der Kirchengesang bessert!

Am 2. Mai 1945 kamen die amerikanischen Soldaten über Haida nach Thanndorf. Der Pfarrer hatte tags zuvor erfahren, dass sich in der Nacht 150 SS-Leute in Pötzing verschanzt hatten! Ein Blutbad drohte. So verständigte der Pfarrer im letzten Moment die Polizei, und diese konnte die SS glücklicherweise zum Abmarsch bewegen. Pfarrer Wenninger verstand und sprach ausgezeichnet Englisch. Er verhandelte mit den Amerikanern ebenso unerschrocken wie mit den Nazis und gewann schnell ihr Vertrauen: Thanndorf uns seine Bewohner blieben ungeschoren, auch wenn mancher erhebliche Angst ausstehen musste und sich einer angeblich im Krautfass versteckt hatte. Aber keinem wurde auch nur ein Haar gekrümmt.

Über das Wirken Pfarrer Wenningers in der Nachkriegszeit ließe sich ein Buch schreiben. Er gründete den ersten CSU-Ortsverein, er regierte über Ausländer, Flüchtlinge und Einheimische. Schließlich überredete ihn der Eggenfeldener Landrat Franz Mehlstäubl dazu, ein Mandat im Kreistag zu übernehmen. Gleichzeitig ernannte er ihn zum kommissarischen Gemeinderat. Der Verfall der guten Sitten in der Nachkriegszeit traf den Pfarrer schwer: Schieberei, Schwarzhandel, Wucher und gar sexuelle Ausschweifungen schienen damals in einigen Häusern an der Tagesordnung gewesen zu sein. Aber Pfarrer Wenninger blieb sich selbst treu:

Am Karfreitag 1946 hielt er eine scharfe Predigt über die Wucherer und Schwarzhändler: „Wucherer sind wie Henkersknechte, die dem Herrn die Kleider vom Leib reißen“, zitierte er aus der hl. Schrift. Als Antwort darauf wurden ihm in der Nacht zum Karsamstag von „einschlägigen Freunden“ im Pfarrhof sämtliche Fenster eingeworfen! Allmählich beruhigte sich aber auch in Thanndorf wieder die Lage. „Das einige, was in dieser Zeit in Deutschland noch funktionierte“, sagt Wenninger, „das war die Kirche!“ Im Juni 1946 war Pfarrvisitation, und zum ersten Mal hörte man lobende Worte von Seite der Diözese: Der bauliche Zustand der Kirche wurde ebenso hervorgehoben wie die Kirchenwäsche und der Zustand aller Paramente. Im November 1946 feierte die Pfarrei ihr 50-jähriges Pfarrjubiläum. Generalvikar Dr. Riemer hielt den Gottesdienst und die Festpredigt. Im Jahr 1947 gründete der Pfarrer die kath. Landjugend. Für die „ältere männliche Jugend“ rief er einen Fußballverein ins Leben und nannte ihn SSV Thanndorf. Er wurde Vorstand des Vereins und beschaffte Schuhe, Dressen, Bälle und Trainingsjacken   – kein Mensch wusste wie und woher! Aber der Pfarrer schaffte es eben!

Bald fiel aber der Sportverein wieder auseinander, weil der Pfarrer wegen einiger „unguter Elemente im Verein“ den Vorsitz niedergelegt hatte. Im April 1947 führte die Kirche eine Sammlung durch, um   – vielleicht sogar noch mit dem alten Geld   –   Kirchenglocken kaufen zu können. Bei der Sammlung kamen 15000,– RM zusammen. Für 1000,– RM kauft der Pfarrer schnell noch vor der Währungsreform zehn massive und heute noch benützte Messingkerzenleuchter. Allerdings musste er Kupfer als Rohmaterial besorgen. Für Pfarrer Wenninger kein Problem!

Aber für das „alte Geld“ gab es keine Glocken! Nach der Währungsreform fand eine neuerliche Sammlung statt: 2100,– DM neues Geld also, kamen zusammen.

Die Kirchenverwaltung beauftragte den Pfarrer, für das Geld eine Glocke gießen zu lassen. In Passau aber entdeckt der Pfarrer, dass   – zufällig –   das Rohmaterial für drei Glocken zu haben wäre   – und kauft es kurzerhand und ohne die Kirchenverwaltung zu fragen. Für die Bezahlung der Glocken nimmt er nicht nur seine eigenen Ersparnisse, sondern auch noch die seines Vaters und seiner Schwester: Nur so ließ sich auf die Schnelle derart viel Bargeld auftreiben. Glockengießermeister Perner aus Passau regte nun den Einbau eines neuen, eisernen Glockenstuhles an, damit die große Glocke später auch einmal Platz hat: Sie musste im Weltkrieg abgegeben werden! Zum Glockenguss fuhr die ganze Kirchenverwaltung nach Passau. Probleme hatte es aber kurz vorher mit der neueingebauten Kirchenuhr gegeben: ein Ingenieur aus Oberiglbach war zweimal vom Ordinariat empfohlen worden, hatte er doch auch die Passauer Domuhr „nachgearbeitet“. Pfarrer Wenninger aber war vorsichtig: Er holte noch von Gergweis von zwei weiteren Kirchen Leumundszeugnisse über diesen Ingenieur ein: Alle äußerten sich nur lobend über seine Arbeit. In Thanndorf aber arbeitete er ungenau und schlecht. Dummerweise konnte auch nur ein Teil des Preises vor der Währungsreform bezahlt werden, der weitaus größere Teil musste in DM entrichtet werden. Erst Josef Stelzeneder aus Stromeröd, der sich in seinen Jugendjahren das Uhrenreparieren selber beigebracht hatte, brachte die Kirchturmuhr wieder in Ordnung.

Am 1. Januar 1949 weihte Domkapitular Baumgärtler die neuen Glocken ein, und Pfarrer Wenninger war stolz darauf, dass Thanndorf im weiten Umkreis die erste Pfarrei war, die ihre Glocken bekam. Aber   – die Glocken mussten erst bezahlt werden! Deshalb hielt die Pfarrei eine Christbaumversteigerung ab. Unterstützt durch Privatspenden kamen mehr als 4000,– DM zusammen: Die Schulden konnten auf einen Schlag bezahlt werden. In seinen Dankesworten nach der Versteigerung sagte Pfarrer Wenninger, „dass er neben der Mutter und den beiden Kindern nun bald den Vater, die große St. Martins-Glocke, läuten hört.“

Am Dreikönigstag des Jahres 1949 läuten sie zum ersten Mal, und schon im Juni hängt die zehn schwere Martinsglocke. Für die Bezahlung der großen Glocke wurde am 6. Januar 1950 einfach wieder eine Christbaumfeier abgehalten. Der Pfarrer war überzeugt davon, dass der Erfolg ebenso groß sein würde wie im letzten Jahr. Wie enttäuscht aber war er, als nur „lausige 1500,–DM“ zusammenkamen. Das reichte nicht für die Bezahlung! Einige Großbauern hatten überhaupt nichts hergeben! In der ersten Verärgerung fassten Pfarrer und Kirchenverwaltung einen Beschluss, der heute etwas mittelalterlich anmutet: „Die große Glocke darf bei Trauungen und Beerdigungen von Mitgliedern jener Familien, die ihrer Pflicht schlecht oder gar nicht nachgekommen sind, nicht geläutet werden!“ (Glücklicherweise ist dieser Wut-Beschluss längst wieder aufgehoben!)

Im Jahr 1951 wurde   – wieder einmal –   der Turm renoviert. Dazu wurde in mühevoller Kleinarbeit der alte Zementputz weggemeißelt. Das nötige Bauholz hatte der Pfarrer schon vor der Währungsreform eingekauft. Das für die Renovierung nicht benötigte Baumaterial verkaufte er an die umliegenden Bauunternehmer (mit Gewinn natürlich!).

Hier der nördliche alte Seitenausgang. Vor dem Eingangsportal links ist Lehrer Schubert mit Brille zu sehen.

Trotz schwerer Bedenken wegen der Turmstatik ließ Pfarrer Wenninger die schmalen Kircheneingänge links und rechts am Turm (Richtung Vogl-Schuster-Haus und Richtung Unterradelsbach) zumauern und durch den wesentlich größeren jetzigen Eingang ersetzen. Erneuert und vergoldet wurde auch das Missionskreuz, außerdem bekamen Kirche und Sakristei nagelneue Türen. Die Arbeiten durfte keinesfalls automatisch der Dorfhandwerker durchführen: Pfarrer Wenninger schrieb die Handwerker im weiten Umkreis an und nahm stets den preiswertesten! Im Juli 1952 gingen die Renovierungsarbeiten in der Kirche weiter: Die alten Eisendrähte wurden durch Kupferleitungen ersetzt, und weil sich die Kanzel lebensgefährlich neigte wurde sie ebenso entfernt wie die wurmstichigen und von Feuchtigkeit zerfressenen Seitenaltäre. Die aus versilbertem Guss gefertigten Apostelleuchter ersetzte Pfarrer Wenninger durch schmiedeeiserne Leuchter. Über mitgespielt wurde im Juli 1952 den Kreuzwegstationen: Der breite Holzrahmen wurde heruntergerissen, die aus Pappmache´ bestehenden Stationstafeln auf Hartfaserplatten „gesichert“ und    – leider –   wie das Relief vom „Bruder Konrad“ mit Terrakottafarbe angestrichen. Dadurch sollte das Kircheninnere größer erscheinen!?! Zwei bleiverglaste Buntglasfenster („Herz-Jesu“ und „Maria“), die beschädigt waren, wurden gegen Antik-Kathedralglas ausgetauscht. Sie liegen seitdem auf dem Dachboden des Kirchenschiffes.

Unvorstellbar: Ein Dr. Damböck vom Landesamt für Denkmalpflege hatte das Entfernen der Bundglasfenster als Bedingung für eine Renovierung gefordert. Und der damalige Kreisbaumeister hat sich um die ganze Renovierung kaum gekümmert, „weil der Pfarrer Wenninger baulich erblich vorbelastet ist und ja doch tut, was er will!“ Die bisher im linken Seitenaltar stehende Gipsmadonna wurde für 25,– DM verkauft. Als „Ersatz“ schenkte Pfarrer Wenninger der Thanndorfer Kirche eine geschnitzte, neugefasste Madonna, die er für 700,– DM in Großkarolinenfeld bei Rosenheim erworben hatte. Er ließ zwei Mauernischen in die Bruchsteinwand zwischen Altarraum und Kirchenschiff meißeln und stellte rechts die Madonna und links den hl. Sebastian hinein. Geldmangel einerseits und mangelndes Verständnis der Bevölkerung andererseits hinderten den Geistlichen daran, den „wertlosen, in Schreinergotik gefertigten Hauptaltar“ hinauszuwerfen. Am Kirchweihtag 1952 war die Kirche fertig. Im April 1953 wurde der Friedhofsumgang gepflastert und der Rohbau des Leichenhauses errichtet   – zu diesem Zeitpunkt wusste Pfarrer Wenninger aber bereits, dass sein Wunsch nach Versetzung nach Heiligkreuz vom Ordinariat erfüllt wurde. Im Juli 1953 kam er zur Einweihung des Leichenhauses wieder nach Thanndorf.

Der neue Pfarrer war Zisterzienserpater Placidus Windhager (Bild links, 40jähriges Dienstjubiläum). Er beklagt, dass am 16. Und 17. Januar 1955 ein Orkan schwere Schäden am Kirchendach anrichtete, aber Dachdeckermeister Gottinger aus Frontenhausen deckte am 25. Januar alles wieder ein. Im Juni 1958 ließ der Pfarrer von Maler Sandner aus Eichendorf das Kircheninnere neu tünchen. Wochen vorher war Volksmission. Sie wurde von Pfarrer Pichler aus Waldkirchen und Pfarrer Glashauser aus Eging durchgeführt. Dabei besaht sich Pfarrer Pichler die alte Thanndorfer Schleifladenorgel und äußerte damals schon: „Schade um jeden Pfennig für eine Orgelreparatur!“ Pfarrer Windhager, selber ein begeisterter Hausmusiker (Geige), ließ trotzdem am Fronleichnamsmontag eine „Generalreinigung“ der Orgel durchführen. Er beauftragte die Orgelbaufirma Eisenbarth aus Passau und bezahlte 250,– DM dafür.

 

Die neue Zeit sollte endlich auch auf der Thanndorfer Empore einziehen, denn dort mußte immer noch der Blasbalg der Kirchenorgel von Freiwilligen getreten werden. Am 2. Juli 1960 prüften Monsignore Treml und Orgelbaumeister Eisenbarth die Möglichkeit für den Einbau eines Motors und kamen zu einem positiven Ergebnis. Am 17. Juli desselben Jahres reichte eine Regensburger Firma einen Kostenvoranschlag für ein elektrisches Läutwerk und eine neue Turmuhr ein. Die Passauer Firma Perner bekam Wind davon und schoss einen Kostenvoranschlag in selber Höhe nach. (Es darf graten werden, wo die undichte Stelle war!) Auf alle Fälle wurde in der Kirchenverwaltungssitzung kein Beschluss gefasst. Da holte Perner am 2. Oktober 1960 einfach mehrere Kirchenverwaltungsmitglieder, Gemeinderäte und den Kirchenpfleger mit dem Auto ab und sie besichtigen die vergleichbare Turmuhr in Holzkirchen bei Vilshofen. (Der Pfarrer war an jenem Tag ausgerechnet auswärts beschäftigt!) Noch in Vilshofen wurde der Kaufvertrag für Uhr und Läutwerk unterschrieben! Am 10. Oktober wurde der 535,– DM teure Orgelmotor eingebaut. Anfang November wurden Läutwerk und Turmuhr installiert. Um die Kosten von 4000,– DM bezahlen zu können gingen Kirchenpfleger Karl Pichlmaier und Kirchenverwaltungsmitglied Heinrich Balk zum „Kassieren“ von Haus zu Haus. Trotzdem blieb noch ein ungedeckter Minusbetrag von 640,–DM.

Am 31. Oktober 1962 ließ Pfarrer Windhager die „gotische“ Madonna von dem aus Regensburg/ Schwabelweis stammenden Malermeister Holtz restaurieren. Pfarrer Windhager war zwölf Jahre Pfarrer in Thanndorf. In diesen Jahren ärgerte er sich jedesmal fürchterlich über jede Tanzveranstaltung im Dorf, die am Samstagabend stattfand. Er wusste nämlich aus Erfahrung, dass nach so einem Samstagsball der Kirchenbesuch am Sonntag bedenklich schwach sein würde. Ändern konnte er natürlich nie etwas daran, aber totzdem: Jeden Samstag-Ball oder jede Samstags-Hochzeit betrachtete er als persönliche Beleidigung und notierte dies wutschnaubend in der Pfarrchronik. Im September 1965 bezog Pfarrer Placidus Windhager seinen Altersruhesitz in Landau/ Isar.

Vom Oktober 1965 bis einschließlich Februar 1966 wurden die Gottesdienste in Thanndorf von Pfarrer Josef Städele aus Unterzeitlarn zelebriert. Pfarrer Städele ließ sich sonntags mit dem Auto abholen und auch wieder heimbringen. Zu den Religionsstunden während der Woche aber kam er stets im eigenen Auto angefahren.

Im Februar 1966 ließ sich Pfarrer Josef Steinhofer von Gergweis nach Thanndorf versetzen. Er 25 Jahre lang Missionar bei den Indianern in Columbien gewesen und erzählte in seinen Predigten oder Schulstunden oft die haarsträubendsten Geschichten. Als Missionar war er die körperliche Arbeit ebenso gewöhnt wie selbständige Entscheidungen, deshalb betrachtete er alle amtlichen Regeln und Vorschriften zuerst einmal mit gesundem Misstrauen. Ihn störte es gewaltig, dass die Thanndorfer Schulkinder Schichtunterricht hatten, da für drei Schulklassen nur zwei Klassenzimmer zur Verfügung standen. In der Pfarrchronik hatte er entdeckt, dass im Jahre 1853 beim Bau des jetzigen Lehrerwohnhauses (damals Schulhaus) die Pfarrei die Hälfte der Baukosten bezahlt hatte und auf diese Weise Mitbesitzer des Hauses war! Diese Lehrerhaushälfte mußte ihm nun die politische Gemeinde um 25000,–DM abkaufen.1700 freiwillige (und kostenlose) Helferstunden waren nötig, und im Jahr 1967 erbaute er in Rekordzeit das Jugendheim. Von der Diözese erhielt er keinen Pfennig Zuschuss, wohl jedoch 500,– DM vom Landkreis und 1700,– DM vom Kreisjugendring.

„Hauptakteure“ neben den vielen freiwilligen Helfern waren zwei in der Zwischenzeit verstorbene Thanndorfer Originale, die Tag für Tag im Einsatz waren: Die alte Schmiedin aus Gschaid (Katharina Roiß – Anmerkung sie war eine geborene Knab) und der Hundsrucker Xav von Kauschöd. Im Sommer 1967 lässt Pfarrer Steinhofer in der Kirche den alten, verfaulten Boden herausreißen: Auf den neuverlegten Estrich wird ein pflegeleichter PVC-Plattenboden verlegt. Im gleichen Arbeitsgang werden von der Fa. Vogl neue Kirchenbänke eingebaut. Sogar ein neuer Beichtstuhl wird angeschafft. Den Panzertabernakel kauft der Pfarrer für 1250,– DM in Pfaffenhofen/ Ilm. 1968 schlägt die Stunde unseres Hochaltars: Pfarrer Steinhofer lässt ihn im Rahmen der allgemeinen Restaurierungsarbeiten entfernen und durch einen ebenfalls von der Fa. Vogl gefertigten „Volksaltar“ ersetzen. Die Kirchenorgel, die seit der Barockzeit anstandslos ihren Dienst getan hatte, macht auf einmal erhebliche Probleme: Das Orgelwerk stand in der ölofenbeheizten Kirche, der Blasbalg aber befand sich oben im eiskalten Turm: durch die einströmende Kaltluft in die gewärmten Holzteile verzogen und verwarfen sich die empfindlichen Schleifladen: Trotz des anerkannten Könnens der Organistin quietschte und jaulte das Instrument manchmal gottserbärmlich. Also beschaffte Pfarrer Steinhofer eine hochmoderne Elektronenorgel   – sehr zum Unwillen des Passauer Domorganisten Walter Schuster, der das neue Instrument nur „für eine Weiterentwicklung eines Fernsehapparates“ hielt und ihm eine Lebensdauer von „3-5 Jahren höchstens“ prophezeite.

Weihnachten 1969 erklang die Orgel zum ersten Mal, und sie tut ihren Dienst bis zum heutigen Tag. (Übrigens: eine vergleichbare Pfeifenorgel hätte um diese Zeit ca. 150 000,– DM gekostet!) Die Sammlung für das 10000,– DM Instrument brachte so viel ein, dass sich Pfarrer Steinhofer vom Überschuss sofort neue Sakristeimöbeln anfertigen ließ.

Im September 1970 trat Pfarrer Josef Steinhofer in den Ruhestand. Seine Zuckerkrankheit zwang ihn dazu! Er war der letzte „Pfarrer von Thanndorf“, denn seitdem wird die Pfarrei von auswärts betreut, auch wenn Thanndorf immer noch eine selbständige Pfarrei war! Bloß   – einen eigenen Pfarrer gibt es in Thanndorf nicht mehr.

Vom Mai 1971 bis zum September 1975 kam der Roßbacher Pfarrer Michael Galler als Pfarrprovisor und betreute die Pfarrei. In seiner Amtszeit wurde der Kirchturm mit Kupfer eingedeckt: Das alte Schieferdach hatte ausgedient, da Ordinariat bezuschusste nur noch Kupfer! Im September 1975 wurde der Waldkirchener Kaplan Helmut Kleiner zum Pfarrer von Münchsdorf und Thanndorf erhoben. Auch für Pfarrer Kleiner ging es so weiter, wie es bei allen anderen Ortsgeistlichen war: Irgendwas war immer kaputt, irgendwas musste immer renoviert werden. Im August 1978 wurde der alte, häufig Rußwolken ausstoßende, und übelriechende Ölofen hinausgeworfen und durch eine elektrische Kirchenbankheizung ersetzt. Außerdem war eine neuerliche Turmrenovierung größeren Ausmaßes erforderlich geworden. Das Verändern des Kircheneingangs durch Pfarrer Wenninger zeigte nun Spätfolgen. Ein Mauerriss der zwei Turmetagen hinweg trat auf, der Turm drohte einzustürzen. Dem Kirchenpfleger wurde verboten, alle Glocken gleichzeitig zu läuten, damit sich der Riss nicht noch weiter vergrößert! Ein tiefes Betonfundament wurde geschaffen, und oben auf Höhe des Glockenstuhles erhielt der Turm einen schweren Ringanker. Die Renovierung kostete 45000,– DM, wurde jedoch zu 2/3 von der Diözese bezuschusst. 15000,– DM musste die Pfarrei selber aufbringen. Bei einer Innenrenovierung des frühgotischen Altarraumes im Jahre 1979 wurden gotische Fresken entdeckt. Sie waren allerdings derart zerstört, dass man die Motive nicht mehr erkennen konnte und sie nach Besichtigung durch einen Passauer Kunstexperten wieder übertüncht werden durften. Trotzdem geben dies Fresken wertvolle Hinweise auf das Alter der Kirche. Sie ist ca. 500 Jahre alt! Am 26. August 1983 fand im Gasthaus Schwarz die Verabschiedung Pfarrer Kleiners statt, der sich nach Feichten bei Trostberg versetzen ließ. Von September 1983 waltete Pfarrer Gottfried Werndle seines Amtes. Er war vorher Kaplan in Vilshofen   -wie Pfarrer Wenninger –   , und auch errichtet und renovierte und besorgte und organisierte, hier nur einige Beispiele was er in seiner Dienstzeit geschehen ist:

  • Zwei neue, handgeknüpfte Teppiche wurden beschafft,
  • Die Kirche außen und innen ausgemalt
  • Mehrere neue Messgewänder gekauft,
  • Der Friedhofsweg gepflastert
  • Der Treppenaufgang vom Parkplatz her betoniert
  • Die alte Sakristei neu eingedeckt
  • Eine Friedhofsbeleuchtung mit drei Brennstellen
  • Neubau der Erweiterungssakristei
  • Einbauschrank in der neuen Sakristei.

Pfarrer Werndle war von September 1983 bis August 1997 im Pfarrverband Münchsdorf tätig.

Der nächste Pfarrer Heindl vom September 1997 bis August 2018 war Priester für den Pfarrverband Münchsdorf und dann ab 2010 im Pfarrverband Johanniskirchen.

Der aktuelle Pfarrer Tobias Reiter ist seit September 2018 für den Pfarrverband Johanniskirchen tätig. Im Jahr 2022 wurde die Wasserversorgung und Abwasserversorgung des Friedhofes und der Sakristei erneuert. Der Dachstuhl des Kirchenhauses und auch die Dachziegel wurden teilweise erneuert.

Auch wenn die Geschichte der selbständigen Pfarrei Thanndorf mit einem eigenen Pfarrer seit dem Jahre 1970 beendet ist    – die Pfarrei lebt!

 

Übersicht über die in Thanndorf wirkenden Priester:

August 1896      – Nov.                    1896                     Pfr. Franz X. Absmeier

Feb.       1897     – März                  1901                     Pfr. Lothar Wittmann                                                   

Juni        1901     – Juni                     1903                     Pfr. Franz X. Bärlehner

Juli         1903     – März                   1911                     Pfr. Josef Zels

Mai        1911     – Nov.                    1925                     Pfr. Josef Bauer

Dez.       1925     – Feb.                    1937                     Pfr. Franz X. Pfluger

März     1937     – Sept.                   1940                     Pfr. Sebastian Aumayer

Sept.     1940     – Mai                     1953                     Pfr. Augustin Wenninger

Juni        1953     – Sept.                   1965                     Pfr. Placidus Windhager

Okt.       1965     – Febr.                   1966                     Pfr. Josef Städele (Pfarrverweser, Unterzeitlarn)

Febr.      1966     – Sept.                   1970                     Pfr. Josef Steinhofer

Mai        1971     – Sept.                   1975                     Pfr. Michael Galler (Pfarrverweser, Roßbach)

Sept.     1975     – Aug.                    1983                     Pfr. Helmut Kleiner (Pfarrverband Münchsdorf)

Sept.     1983     – Aug.                    1997                     Pfr. Gottfried Werndle (Pfarrverband Münchsdorf)

Sept.     1997     – Aug.                    2018                     Pfr. Hans Heindl (Pfarrverband Münchsdorf, dann

Johanniskirchen)

Sept.     2018     –                              heute                    Pfr. Tobias Reiter (Pfarrverband Johanniskirchen)

 

Verwendete Quellen:

Kirchenchronik der Pfarrei Thanndorf

Walter Pera: „Kirchen im Umkreis von Arnstorf“

Alois Schiffl: „Beschreibung der Pfarrei St. Mariakirchen von Anfang bis 1907“

Dr. Wulzinger: „Beschreibung des Bezirksamtes Eggenfelden“

„Die Kunstdenkmäler von Bayern   –   Bezirksamt Eggenfelden“  – herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege – Nachdruck aus dem Jahre 1923