Bilder und Geschichten

Hochwasser - Historisches-Rossbach

Hochwasser

Im folgenden ist ein Aufsatz über die Hochwasserkatastrophen in Roßbach aufgeschrieben, den Alois Maier im Oktober 1981 verfasste.
Das schöne Dorf Roßbach liegt an der Kollbach. Der Fluss entspringt bei der Ortschaft Kollbach, ca. 25 km westlich von Roßbach. Der fließt an Malgersdorf, Arnstorf, Mariakirchen, Münchsdorf und Roßbach vorbei. Seine Endstation ist bei Kriestorf, östlich von Roßbach, wo er in die Vils mündet. Bei Roßbach ist er im Durchschnitt 6 bis 8 Meter breit und verschieden tief. Seine gesamte Länge dürfte ca. 35 km betragen.

Durch den Ort schlängelt sich noch ein kleines Bächlein, der Luderbach, der ursprünglich Roßbach genannt wurde. Er entspringt ca. 3 km südlich von Roßbach bei Klessing. An der Quelle ist er nicht mehr als ein Graben, an der Mündung in die Kollbach 1 m breit und seine Ufer wurden durch den Ort befestigt.

Diese beiden Wasserläufe prägten die Hochwasser im Dorf. Freilich gibt es jedes Jahr hin und wieder ein, was wir gemein hin Hochwasser nennen. Diese kommen und verlaufen sich wieder, hinterlassen jedoch meistens, Gott sei Dank, keinen größeren Schaden. In dieser Geschichte soll aber nur von den großen Hochwassern, ja man kann schon von Hochwasserkatastrophen sprechen, die Rede sein.

Im Jahre 1926, am 4. Juli, einem ruhigen Sonntag, kam es zu einer Katastrophe. Schuld daran war aber nicht der größere Fluß, die Kollbach, sondern der Luderbach, das kleine Bächlein. Damals war sogar ein Menschenleben zu beklagen.

Der Himmel öffnete an diesem Tag in einer unglaublich heftigen Weise seine Schleusen. Südlich von Roßbach fielen die Hauptmassen zur Erde. Das kleine Bächlein schwoll in windeseile zum reißenden Fluss an. Die Leute versuchten zu retten was zu retten war. Der Reindl-Vater (75 Jahre alt), im Volksmund „Summer“ genannt, saß bei der Brotzeit, als plötzlich das Wasser in die Stube drang. Als er mit seinen Töchtern hinauseilte, schwammen ihm aus dem Stall bereits die Schweine entgegen. Diese schafften sie in ein Schlafzimmer im 1. Stock. Sofort ging er in den Stall, um die beiden Kühe los zu machen. Eine großträchtige Kuh konnte nicht aus dem Stall getrieben werden, sie ertrank. Auch die andere Kuh konnte nicht mehr heraus, denn in sekundenschnelle stand das Wasser bis zur Decke. Aber diese stieß mit den Hörnern ein Loch durch die Stalldecke zum Obergeschoss und konnte so, mit den Vorderfüßen im Fressboden stehend, die lebensrettende Luft schnappen. Bei seinem Versuch den Tieren das Leben zu retten, ertrank der „Summer-Vater“ in den kalten Fluten. Viele Leute mussten mit ansehen und anhören, wie er um Hilfe rufend ertrank und es konnte keiner helfen. Als dann die Aufräumarbeiten begannen, fand man den Ertrunkenen unter der Kuh liegend im Stall. Seine Leiche wurde beim Schuh in Roßbach aufgebahrt, da sie ja ins eigene Haus nicht konnten.

Das Wohnhaus, der Stall und der Schuppen der „Summer-Familie“ steht südlich der Staatsstraße. Nördlich davon, ebenso dicht am Luderbach, stand die Scheune. Sie wurde auch ein Raub der Fluten, wie die Tochter Amalie Reindl erzählte.

Überall herrscht Chaos in Roßbach. Heu schwamm daher und verstopfte die Durchlässe. Reisigbündel, auf denen Hühner saßen trieben in den Fluten. Damals übliche Klohäuschen kamen daher geschwommen.

1954, im Spätsommer ereignete sich wieder ein großes Hochwasser. Diesmal aber von einer anderen Art. Es war die Kollbach, die die Überschwemmung herbeiführte. Alle an der Kollbach gelegenen Gehöfte und Häuser mussten geräumt werden. Der Gerstl wollte es lange nicht glauben. Er trieb sein Vieh nur in die etwas höher gelegene Scheune. So musste er noch einmal räumen, weil auch dort das Wasser meterhoch hinkam. Noch härter traf es den Hartl Max („Mothe“). Er bemerkte vorerst nichts und wurde vom Nachbarn auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Sofort wurde mit Räumungsarbeiten begonnen. Zum Schluss war das Wasser schon so hoch, dass die alte Mutter heraus getragen werden musste. Die Männer wateten dabei durch das reißende Wasser, das ihnen schon fast bis zur Brust reichte. Viele Leute befanden sich damals in Mariakirchen bei einem Feuerwehrfest und mussten erst verständigt werden.

1959, im Sommer kam es dann zum bisher letzten katastrophalen Hochwasser. Der Verursacher war diesmal wieder der kleine Luderbach, der die Fluten eines über Höglsberg nieder gegangenen Wolkenbruchs zur Kollbach leitete.

Das Wasser riss von den anliegenden Feldern Heu und Stroh mit, und es wurden so schmale Durchlässe versperrt. Wenn die Wassergewalt dann zu groß war, riss es durch und die reißende Flut war noch gewaltiger. Beim Waim Josef hatte damals der Heudecker Hans sein Bauholz gelagert. Es wurde mitgespült und staute sich beim Anwesen der Punks sowie beim Kriegerdenkmal. Beim Punk wurde förmlich ein Hauseck weggerissen. Als dann beim Kriegerdenkmal die Wassermassen durchbrachen ergoss sich eine Flutwelle über das untere Dorf. Gewarnt von früheren Hochwassern, wurden aber die bedrohten Häuser gerade noch rechtzeitig geräumt. Beim „Summer“ stand das Wasser wieder 1,65 m hoch im Haus.

Bürgermeister Hans Unertl informierte das Landratsamt Eggenfelden über die Katastrophe. Landrat Ostermeier stattete damals Roßbach einen Besuch ab, um sich vom Ausmaß der Verwüstungen zu überzeugen.

Die Roßbacher sind nun seit 22 Jahren von derartigen Hochwassern, wie hier beschrieben, verschont geblieben. Gebe Gott, dass solche Katastrophen nie mehr auftreten. Sicher davor kann niemand sein.

(Erzählt von Theres Maier, aufgeschrieben von Alois Maier)

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