Bilder und Geschichten

 

Die ehemalige Thanndorfer Schule

Der bekannte verstorbene Schullehrer Franz Brandl schrieb 1987 über die Schule von Thanndorf in dem Buch „20 Jahre Sparkasse Thanndorf“. Dieser Artikel wurde größtenteils in diesem Dokument übernommen.

Ein mühsamer, ja ein nahezu aussichtsloser Versuch ist es über die Geschichte der ehemaligen Thanndorfer Volksschule zu schreiben, denn es existieren hier keine Unterlagen. Die regelmäßig geführten Schulchroniken sind nicht mehr auffindbar, so gibt es diesen Rückblick nur beschränkt was „d‘ Leut noch wissen“.

Es ist unbekannt, seit wie vielen Jahren Thanndorf eine Schule hatte. Der erste namentlich erwähnte Schullehrer ist Ludwig Geigenberger. Er war im Jahre 1866 Lehrer in Thanndorf, vermutlich aber nicht der erste, denn ein Schulhaus gab es bei uns schon viel eher. Und ein Schulhaus ohne Kinder ist ebenso wenig vorstellbar wie eins ohne Lehrer!

Das allererste Schulgebäude war das neben dem Friedhof gelegene Holzhaus der „Schuster Kathl“, in dem später auch die erste Sparkassen-Zweigstelle untergebracht war. Dieses Haus ist heute abgerissen und durch einen schmucken Neubau ersetzt worden. Es muss ca. seit dem Jahr 1800 oder gar noch länger als Schulhaus gedient haben.

Um das Jahr 1851 herum wurde, weil das alte „Schuster-Haus“ den räumlichen und sanitären Anforderungen wohl nicht mehr genügte, ein alter Weiher „trockengelegt“, mit Erdreich aufgefüllt und das Schulhaus Nr. 2 darüber errichtet. Es handelte sich bereits um einen zweistöckigen Steinbau. Das ganze Parterre wurde als Klassenzimmer verwendet. Eine an der rückwärtigen Außenwand angebrachte schmale Holztreppe führte zu der im 1.Stock gelegenen Lehrerwohnung. Durch den ehemaligen Weiher und den hohen Grundwasserstand blieb das Gebäude von Anfang an feucht, moderig, nach heutigen Hygienemaßstäben wäre der Bau als Klassenzimmer oder Wohnung untragbar. Bis zum Beginn des 20.Jahrhunderts wurde dieses zweite Schulhaus als Unterrichtsstätte genutzt – es handelt sich um das Haus Dorfstraße 26, das dann das Lehrerhaus war und bis2023 im Besitz der Frau Brandl (Frau von Lehrer Franz Brandl) war.

Da die Schülerzahl rapide gestiegen war, erhielt Thanndorf im Jahre 1902 endlich eine Hilfslehrstelle. Dies zog automatisch die Errichtung einer zweiten Schulklasse mit sich. Somit war der Bau eines neuen Klassenzimmers erforderlich. Die Thanndorfer ließen sich von Lehrer Joseph Obermaier (von 1901 – 1905 Lehrer in Thanndorf) glücklicherweise überzeugen, dass der Neubau eines Schulhauses die beste aller Möglichkeiten war. Ein für die damalige Zeit modernes und geräumiges Schulhaus mit zwei Klassenräumen, Toiletten und einer „Holzlege“ für die Aufbewahrung des „Winterhausbrands“ wurde unmittelbar in der Nachbarschaft der bisherigen Schule erbaut.

Der Lehrer hatte die Aufgabe, jeden Wintermorgen lange vor der Frühmesse, in der er die Orgel zu schlagen hatte, die beiden schweren Holzöfen des Schulhauses in Betrieb zu setzen. Dies gehörte ebenso zu seinen Dienstaufgaben wie die Reinigung des Bodens! Das „alte“ Schulhaus, in dessen 1. Etage bisher schon die Lehrerfamilie wohnte wurde nun völlig zum Lehrerwohnhaus umfunktioniert.

Die Thanndorfer Schule machte im 20. Jahrhundert alle Höhen und Tiefen durch: Sie beherbergte neben der Volksschule die „Feiertagsschule“, später gar die Berufsschule. Besonderes gibt es allerdings weder im positiven noch im negativen Sinne zu berichten. Ehemalige Lehrer freilich ließen durchblicken, dass sie gar nicht ungern wieder von Thanndorf weggezogen sind, weil es die Dorfbuben manchmal schon recht arg getrieben haben: Da in den ersten Jahren nach dem Krieg kaum männliche Lehrkräfte zur Verfügung standen – sie waren entweder in Kriegsgefangenschaft oder noch nicht „entnazifiziert“ -, wurden junge Lehrerinnen in Thanndorf eingesetzt. Dabei traten immer wieder Disziplinschwierigkeiten kleineren und größeren Ausmaßes auf:

Einige Leute berichteten, dass sie während des Unterrichts aus den Fenstern kletterten und heimgingen. Die größeren Buben der Abschlussklasse hatten sogar eine Leiter angelegt, über die sie das Klassenzimmer nach Belieben verließen oder betraten. Andere spielten während des Unterrichts Karten oder trieben sonst einen Unfug. Viele schwänzten die Schule, saßen lieber im „Bräukeller“ in Radelsbach und rauchten Zigaretten. Oft seien, so erzählten die Beteiligten, die hilflosen Lehrerinnen in ihrer Not in den nahen Pfarrhof gerannt, denn dort residierte eine absolute Autorität: Pfarrer Augustin Wenninger.

Pfarrer Wenninger nahm in solchen Fällen den bereitstehenden Haselnussstecken, eilte zur Schule hinauf, und obwohl nun alle Schüler vorbildlich brav und schweigend in ihren Bänken saßen, griff er sich die Übeltäter und legte sie gehörig übers Knie. Mancher Haselnussstecken ging dabei in die Brüche.

Die „Gemaßregelten“ die heute längst „g‘standene Bauern“ sind, hegen wegen jener Prügel des Geistlichen keinerlei Groll. Wie hätte er sich gegen uns Lackeln anders wehren sollen?“ schmunzeln sie verständnisvoll. Nach dem Krieg wurde die Volksschule Thanndorf dreiklassig. Da jedoch nur zwei Klassenräume zur Verfügung standen, wurde Schichtunterricht eingeführt, d. h. eine Klasse hatte stets Nachmittagsunterricht.

Im Winter war das schlimm: In der „Bayrischen Landesvolksschulordnung“ war eine Bestimmung enthalten, dass die Schüler vor Anbruch der Dunkelheit wieder zuhause angelangt sein müssen. Da aber unsere Schulkinder zum Teil einen Fußweg von einer bis zu eineinhalb Stunden hatten und es im Winter schon gegen 16 Uhr stockfinster wird, mussten die Kinder oft nach zwei Unterrichtsstunden wieder heimgeschickt werden. Traurig waren sie deshalb aber nicht.

Im Jahr 1967 fasste Pfarrer Josef Steinhofer den Beschluss, ein drittes Klassenzimmer zu bauen. Die Gemeindeväter wollten dies ja schon seit Jahren tun, aber die Obrigkeit hatte bereits die Pläne für die Schulzusammenlegung in der Schublade liegen und verbot deshalb alle weiteren Baumaßnahmen. Pfarrer Steinhofer aber bezeichnete den 3.Schulsaal kurzerhand als „Kirchliches Jugendheim“ und setzte sich somit über sämtliche Schulbaurichtlinien hinweg. Der Bau des „Jugendheimes“ war Nebensache: Es ging Pfarrer Steinhofer einzig und alleine um die Schule!

Das Thanndorfer Jugendheim wurde ein großartiges Gemeinschaftswerk: Ohne jeden kirchlichen Zuschuss, aber mit Unmengen freiwillig geleisteter Arbeitsstunden, wurde der Flachbau in nur wenigen Monaten „hochgezogen“. Verhindern konnte Pfarrer Steinhofer die Auflösung der Volksschule Thanndorf jedoch nicht, obwohl er diesbezüglich dem damaligen CSU-Vorsitzenden F. J. Strauß eine kotzengroben Brief schrieb (und darauf von Strauß eine besänftigende Antwort erhielt).

1968 schlossen sie die Volkschulen Münchsdorf und Thanndorf freiwillig zur ersten Verbandsschule des Landkreises zusammen. Aber auch diese Lösung war dem Staat noch zu klein. Laut Rechtsverordnung der Regierung von Niederbayern vom 20.06.1969 wurden die katholischen Bekenntnisschulen Thanndorf und Münchsdorf aufgelöst und der Gemeinschaftsschule Roßbach zugeordnet. Die räumlichen Voraussetzungen waren in Roßbach allerdings nicht gegeben, also mussten die Kinder in drei Schulorten und insgesamt fünf verschiedenen Häusern unterrichtet werden: Schulhaus Roßbach, Schulhaus Münchsdorf, Ehemalige Berufsschule Münchsdorf (heute Kindergarten), Schulhaus Thanndorf, Jugendheim Thanndorf. Seit September 1975 gehen unsere Hauptschüler (5. bis einschließlich 9.Klasse) in die neuerbaute und besten ausgestattete CLOSEN-Hauptschule nach Arnstorf. In Roßbach befindet sich – leider- nur noch eine mehrzügige Grundschule. In Thanndorf gibt es seit Juli 1975 keinen Unterricht mehr, Schulhaus wird für andere Zwecke verwendet und Jugendheim wurde durch ein neuerbautes Pfarrzentrum ersetzt.

 

 

Schulweg der Kinder der Schule Thanndorf bis 1968

Hier wird veranschaulicht (Skizze unten), dass die Kinder, welche bis 1968 in die Volksschule Thanndorf gingen, vor Schulbeginn schon teilweise einen langen Fußmarsch hinter sich hatten.

Nach 1968 wurde die Schule Thanndorf in die Schule Münchsdorf und dann Schule Roßbach integriert und ab da wurden die Kinder mit Schulbussen zur Schule gefahren.

So hatten die weitentferntesten Kinder fast 4 km zurückzulegen und das bei jedem Wetter, besonders im Winter kam ja der Schnee und die Kälte dazu, die Winter hatten damals noch den Namen verdient. Auch viele Waldwege und einige Hügeln mussten bis zur Schule zurückgelegt werden, nach der Schule ging es dann den gleichen Weg zurück.

Da es auch nicht so viele Klassenzimmer gab, mussten ja die älteren Jahrgänge auch nachmittags zur Schule gehen, d. h. es wurde schon ziemlich dunkel bis die Kinder zu Hause ankamen. Das Gute war, dass es noch viele Kinder gab und um so näher man an den Schulort kam, wurden es immer mehr Kinder, die sich anschlossen.

Die Kinder mussten schon sehr bald aufstehen, denn es musste nämlich in der Kirche Thanndorf um 07:15 Uhr die Frühmesse besucht werden, damals noch eine Pflicht. Aufstehzeit war schon teilweise um 05:30 Uhr, und vor allem in den Wintermonaten musste der Weg in der Finsternis zurückgelegt werden. Natürlich waren die Schüler damals auch nicht anders wie heute, sie machten vor allem beim Heimweg so manches „Spielchen“, zum einen die Schulkinder untereinander oder an den Orten, wo der Schulweg vorbei ging. Auch fuhren die ältesten Schulkinder mit Fahrrädern zur Schule, wenn sie im Besitz eines solchen Vehikels waren.

Die weitesten entfernten Orte waren Pötzing, Rudlfing und Haselbach mit fast vier Kilometer Entfernung.

Hier die Wegangaben für die drei entferntesten Orte, die Karte ist der neueren Art, viele Wege, die damals gegangen wurden, gibt es heute nicht mehr.

Pötzing führte der Weg über Gschaid – Schlüßlöd – Stromeröd – Duschl-Anwesen – Steg über Freibach – Kirschneider (Thalmaier) – Friedhoftor Ost – Kirche – Schule.

Rudlfing – Kennersberg – Steinerskirchen – Minihof – Oberradlsbach – Unterradlsbach – Kirche/ Schule.

Haselbach – Waldweg Himmelsteige (Lixen) – Rehweg/Waldweg – Duschl-Anwesen – Steg über Freibach – Kirschneider (Thalmaier) – Friedhoftor Ost – Kirche – Schule.